Schlesische Kriege

Schlesische Kriege
I
Schlesische Kriege,
 
die Kriege, die der preußische König Friedrich II., der Große, gegen Österreich um den Besitz von Schlesien führte.
 
 1) 1. Schlesischer Krieg (1740-42): Als nach dem Tod Kaiser Karls VI. (1740) trotz weitgehender Anerkennung der Pragmatischen Sanktion von 1713 die Erbfolge Maria Theresias in den habsburgischen Landen bestritten wurde, nahm König Friedrich II. von Preußen brandenburgische Ansprüche aus dem 16. Jahrhundert auf das Fürstentum Jägerndorf zum Vorwand, um in Schlesien einzumarschieren (16. 12. 1740. Er erstürmte die seit 22. 12. 1740 eingeschlossene österreichische Festung Glogau (9. 3. 1741), siegte bei Mollwitz nahe Brieg (10. 4. 1741 über ein österreichisches Heer und schloss am 4. 6. 1741 ein Bündnis mit Frankreich, wodurch sich der Krieg zum Österreichischen Erbfolgekrieg ausweitete. Nach dem preußischen Sieg bei Chotusitz nahe Tschaslau (tschechisch Chotusice; 17. 5. 1742) kam nach dem Vorfrieden von Breslau (11. 6. 1742 der Berliner Friede (28. 7. 1742 zustande; Maria Theresia verzichtete auf Niederschlesien, Teile Oberschlesiens und Glatz.
 
 2) 2. Schlesischer Krieg (1744-45): 1744 nahm König Friedrich II. von Preußen den Krieg gegen Österreich wieder auf, weil die im Österreichen Erbfolgekrieg erzielten Erfolge Maria Theresias und ihr Bündnis mit Sachsen den Besitz Schlesiens gefährdeten. Friedrich erneuerte das Bündnis mit Frankreich (5. 6. 1744 und dehnte es zu einer Offensivallianz aus. Er eroberte Prag (16. 9. 1744, musste es aber bald wieder räumen. Um die militärischen Erfolge zu nutzen, schloss Österreich sich mit Sachsen, Großbritannien und den Niederlanden zur Warschauer Quadrupelallianz zusammen. Nach kleineren Gefechten setzte sich Preußen bei Hohenfriedeberg (4. 6. 1745 durch, jedoch war Maria Theresia erst nach den preußischen Siegen bei Soor nahe Trautenau über die Österreicher am 30. 9. und bei Kesselsdorf nahe Dresden über die Sachsen am 15. 12. zum Frieden bereit. Im Frieden von Dresden (25. 12. 1745 sicherte sich Friedrich II. den Besitz Schlesiens und erkannte Franz I., den Gemahl Maria Theresias, als Kaiser an.
 
 3) 3. Schlesischer Krieg, Siebenjähriger Krieg.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Preußen wird Großmacht: Der preußisch-österreichische Dualismus im 18. Jahrhundert
 
 
II
Schlesische Kriege
 
Die Pragmatische Sanktion Kaiser Karls VI. von 1713, die die Erbfolge in Österreich zugunsten seiner Töchter regelte, konnte trotz internationaler Garantien nicht verhindern, dass die Nachfolge der Kaisertochter Maria Theresia von den Kurfürsten von Bayern und Sachsen, die durch ihre habsburgischen Frauen ältere Rechte auf das Erbe geltend machten und die Kaiserwürde anstrebten, nicht anerkannt wurde. Der preußische König Friedrich der Große nahm die schwierige Situation der Thronfolgerin zum Anlass, um das zu Österreich gehörende Schlesien zu besetzen. Auf Grund weit hergeholter, auch von ihm selbst nicht ernst genommener Erbrechte in schlesischen Teilgebieten erhob er Anspruch auf die reiche Provinz und bot Maria Theresia als Gegenleistung Unterstützung in dem Erbfolgestreit sowie seine Kurstimme bei der Kaiserwahl ihres Mannes an. Doch Maria Theresia lehnte ab. Nach dem preußischen Sieg bei Mollwitz im April 1741 traten auch die europäischen Gegner Österreichs, vor allem die französischen und spanischen Bourbonen, in den Krieg ein, während Großbritannien und die Niederlande Österreich unterstützten. Im Januar 1742 wurde der bayerische Kurfürst als Karl VII. zum Kaiser gewählt. Preußen erhielt im Frieden von Berlin (Juli 1742) Niederschlesien, große Teile Oberschlesiens und die Grafschaft Glatz.
 
Österreichs Erfolge gegen Bayern und Frankreich veranlassten Friedrich im Frühjahr 1744 erneut zum Angriff. Er marschierte in Böhmen ein, musste aber bald angesichts überlegener österreichischer Kräfte und wachsender Versorgungsschwierigkeiten sowohl Böhmen als auch Schlesien wieder aufgeben. Die Kriegslage verschlechterte sich für ihn noch dadurch, dass Bayern nach dem plötzlichen Tod Karls VII. 1745 unter Verzicht auf die österreichischen Erbansprüche aus dem Krieg ausschied. Aber die britisch-preußische Verständigung und Friedrichs glänzende Siege von 1745 bei Hohenfriedeberg (4. Juni), Soor (30. September) und Kesselsdorf (15. Dezember) über zahlenmäßig überlegene österreichische und sächsische Kräfte zwangen Maria Theresia zum Friedensschluss, der am 24. Dezember 1745 in Dresden zustande kam. Preußen behielt Schlesien und erkannte die inzwischen erfolgte Kaiserwahl Franz' I., des Gemahls Maria Theresias, an. Preußen trat nun als gleichrangige Großmacht neben Österreich.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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